Eine vollständige Anleitung zum Sprachenlernen. Teil 1: Aussprache lernen
Das perfekte Video zum Lernen von Fremdsprachen
Sprachenlernen ist schon immer eine Leidenschaft von mir gewesen. Neben meiner Muttersprache Russisch spreche ich ganz gut Englisch und Französisch. Zudem habe ich Erfahrung mit einigen anderen Sprachen, inklusive Japanisch (2006 habe ich das erste Level des Einstufungstests der japanischen Sprachkenntnisse, JLPT, bestanden), Spanisch, Deutsch und Chinesisch.
Bereits seit ich zum ersten Mal mit dem Lernen von Fremdsprachen begann, stellte sich mir diese eine Frage: Wie lernt man am besten eine Fremdsprache? Mit Büchern, Tonaufnahmen, einem Videokurs oder Unterricht mit einem Muttersprachler?
Obwohl Sie eine Fremdsprache mithilfe eines guten Lehrers sehr schnell lernen können, gibt es einen grossen Nachteil – Privatlektionen sind teuer. Gruppenunterricht ist sehr viel günstiger, jedoch verbringen die Schüler dabei einen Grossteil der Zeit damit, Fehler von Mitschülern zu hören.
Wenn wir eine Fremdsprache auf eigene Faust lernen wollen, können alle Lernmaterialien grob in 3 Kategorien eingeteilt werden:
- Text,
- Audio + Text,
- Video + Text.
Durch Experimentieren mit diesen Optionen habe ich schliesslich herausgefunden, dass Video zusammen mit Text das beste Material ist, um sich selbst schnell eine Fremdsprache beizubringen. Das richtige Video zu finden, kann jedoch eine Herausforderung sein. Ein Video zum Sprachenlernen sollte Folgendes beinhalten:
- professionelle, hochwertige Ton- und Bildqualität,
- langsames Sprechtempo für Anfänger und schnellere Dialoge für Fortgeschrittene,
- gute Aussprache – jedes einzelne Wort sollte klar und deutlich ausgesprochen werden,
- ausschliesslich muttersprachliche Schauspieler,
- alle Dialoge sollten ausschließlich in der Fremdsprache sein – so dass kein unnötiges Hin und Her zwischen zwei Sprachen entsteht,
- Untertitel für jeden Dialog,
- Übersetzung aller Dialoge,
- Lautschrift des Textes – da für Sprachen, wie Englisch oder Japanisch, die Aussprache neuer Wörter manchmal unklar ist,
- keine Ablenkungen wie Hintergrundgeräusche oder Hintergrundmusik,
- keine Synchronisation – die Stimmen der Schauspieler sollten gleichzeitig mit dem Videodreh aufgenommen werden,
- Fokus auf die häufigsten Wörter der Sprache, so dass Lernende so schnell wie möglich auf echte Gesprächssituationen vorbereitet werden.
Ich konnte keinen bestehenden Kurs finden, der alle die gerade erwähnten Kriterien erfüllte. Deshalb entschied ich mich, die Webseite Project Modelino zu erstellen, um Leuten bei der Suche nach guten, kostenfreien Videomaterialien zum Sprachenlernen zu helfen. Jedoch war ich mit den verfügbaren Kursen nach wie vor nicht ganz zufrieden und begann meine eigenen Aussprachekurse zu erstellen.
Nachdem wir nun besprochen haben, was man zum Sprachenlernen benutzen sollte, möchten Sie jetzt wahrscheinlich wissen, wie man eine Sprache lernt? Haben Sie noch ein wenig Geduld. Vorher müssen wir über etwas sehr viel Wichtigeres reden. Etwas, das einen entscheidenden Faktor für Ihren Erfolg (oder Misserfolg) beim Erlernen einer Sprache darstellt: Motivation.
Motivation + Regelmäßiges Üben = Erfolg!
Sie haben diese Formel für Erfolg vielleicht zuvor schon mal gesehen. Es ist kein Geheimnis, dass Sie mit regelmäßiger Übung und guter Motivation fast alles in allen Bereichen Ihres Lebens erreichen können: Business, Sport, Wissenschaft, suchen Sie es sich aus. Das Lernen von Sprachen ist keine Ausnahme. Stellen Sie sich daher die folgenden Fragen, bevor Sie irgendeine der unten beschriebenen Übungen beginnen:
- "Warum will ich diese Sprache lernen?"
- "Ist es mir wirklich wichtig, diese Sprache zu lernen?"
- "Was werde ich tun, wenn ich die Sprache ein wenig beherrsche?"
Wenn Ihre Antwort mit "Tja, ich weiß nicht..." beginnt, dann vergessen Sie es – Sie brauchen eine Fremdsprache nicht wirklich. Wenn Sie jedoch mindestens fünf Minuten zur Beantwortung dieser Fragen brauchen und in der Lage sind, Ihren Zuhörer davon zu überzeugen, dass Sie nicht ohne diese Sprache leben können, dann sieht es schon ganz anders aus! Willkommen im Club der Fremdsprachenliebhaber!
Ein anderer wesentlicher Teil dieser Formel ist regelmäßiges Üben. Mit regelmäßig meine ich mindestens eine Stunde, JEDEN Tag. Warum ist das so wichtig? Nun ja, jede Fremdsprache ist eine sehr unnatürliche Substanz für Ihr Gehirn. Falls Sie schon mal versucht haben, eine Fremdsprache zu lernen, haben Sie vielleicht bemerkt, wie schwer das Lernen fremder Wörter zu Beginn ist. Ihr Gehirn wird die neue Sprache zurückweisen, es sei denn, Sie können ihm klar machen, dass Sie sie unbedingt brauchen und regelmäßig benutzen werden. Und dafür bedarf es an regelmäßiger intensiver Übung.
Ich möchte, dass Sie diese magische Formel stets für sich wiederholen:
Motivation + Regelmäßiges Üben = Erfolg
Dies ist eine absolute Voraussetzung für alles, was folgt. Übrigens ist das der Grund, warum die meisten von uns während der Schulzeit so schlecht in Sprachen waren – mindestens ein Teil der Formel hatte gefehlt.
Ein spezieller Zustand zum Sprachenlernen – der Hochleistungszustand
Wollen Sie bei einer Aktivität Erfolg haben, so müssen Sie sich mental und körperlich darauf vorbereiten. Sagen wir zum Beispiel, Sie möchten einen Sport betreiben, der schnelle Reaktionen verlangt, wie Tennis. Dafür sollten Sie wachsam sein, Ihre Muskeln sollten aufgewärmt und Ihr Verstand frei und offen für alles sein, was um Sie herum passieren könnte. Andere Aktivitäten, wie beispielsweise Meditation, mögen einen anderen Satz an Körperparametern erfordern. Jeder Satz kann als Zustand bezeichnet werden.
Ebenso müssen Sie in einen speziellen Zustand eintreten, der Ihnen hilft, Fremdsprachen schnell und einfach zu lernen. Beachten Sie folgendes Zitat von John Grinder, einem der Mitgestalter des Neuro-Linguistischen Programmierens (NLP):
Nun, wenn Sie eine Fremdsprache lernen... Streng genommen sind keine zwei Sprachen übersetzbar. Sie können nicht von einer anderen Sprache in Ihre eigene übersetzen. Sie können sicherlich beide verwenden. Aber direkte Übersetzung, nein. Das gibt es nicht. Wenn eine Arbeitsnische und Kopfhörer alles ist, was Ihnen angeboten wird, neigen Sie dazu, zu übersetzen. Das ist der beste Weg, nicht zu lernen.
Was Sie brauchen, ist eine separate Realität. Was Sie brauchen, ist ein Zustand, der sich sehr stark vom Englischen, oder eben Ihrer Muttersprache, abtrennt. Wenn Sie nun in diesem Zustand andere Ihre Muttersprache sprechen hören, oder Sie innerlich einen Monolog in dieser Sprache führen, sollte es nur noch wie Wortsalat klingen. Wenn Sie das hinkriegen, dann können Sie dieser neuen Welt einen Platz zum Wachsen schaffen, denn anfangs ist sie sehr zerbrechlich.
Es besteht eine starke Tendenz, besonders für uns Westliche, dass wir auf Verstehen zurückgreifen. Verwirrung ist ein Zustand, vor dem man sich schützen sollte. Ich finde, das ist in Wirklichkeit ein verzerrtes Bild. Verwirrung ist ein Hinweis darauf, dass Sie dabei sind, etwas zu lernen, wenn sie dabeibleiben. Ich meine, wenn Sie nicht verwirrt wären, würden Sie nichts Neues lernen.
Vielleicht haben Sie nun einige Fragen:
- Was genau sind die Eigenschaften dieses Hochleistungszustand?
- Wie erreiche ich diesen Zustand?
Die Antwort auf die erste Frage ist einfach. Wie beim Tennis sollten Sie sich körperlich gut fühlen, sowie aufgewärmt und frei von unnötiger Anspannung sein. Mental sollten Sie selbstbewusst sein, voller Energie, Begeisterung und Wachsamkeit und offen gegenüber allem, was Sie hören oder sehen können. Sie sollten zudem jegliche Fehler, die Sie machen, positiv betrachten. Wen kümmert's, ob Sie Fehler machen? Das ist Teil des Lernprozesses!
Wie erreichen Sie also diesen Hochleistungszustand? Es gibt mehrere Möglichkeiten. Kommen wir nochmals zurück aufs Tennisspielen: Wenn Sie gut Tennis spielen, haben Sie diesen Punkt mehrmals in Ihrem Leben erreicht – jedes Mal, wenn Sie einen Match gespielt haben. Allerdings wäre es ziemlich unpraktisch, vor jeder Sprachlektion einen Tennismatch zu spielen – die meisten unter uns haben schliesslich keinen Tennisplatz im Garten.
Glücklicherweise gibt es eine andere Möglichkeit: Sie können spezielle Spiele oder Übungen verwenden, die dazu dienen, diesen Zustand sehr schnell zu erreichen. Sie können ganz einfach zu Hause gemacht werden und erfordern keine teure Ausrüstung. Versuchen Sie zum Beispiel das Alphabetspiel, das ganz leicht zu Hause gespielt werden kann.
Um mit Sprachvideos die besten Ergebnisse zu erzielen, empfehle ich Ihnen alle unten aufgeführten Übungen in diesem Hochleistungszustand durchzuführen. Dies ist eine sehr effektive Methode, die Sie beim Sprachenlernen und auch in anderen Bereichen Ihres Lebens ein großes Stück weiterbringen wird!
Nachdem wir nun besprochen haben, was zum Lernen einer Sprache nötig ist und in welchem Zustand man sich dafür befinden sollte, ist es Zeit zu klären, womit man anfangen sollte. Ich empfehle Ihnen, mit der Aussprache zu beginnen.
Wie lernt man die Aussprache?
Ich vergleiche Sprachenlernen, besonders die Aussprache, oft mit dem Lernen eines Musikinstruments (z.B. Flöte) oder einer körperlichen Aktivität (z.B. Tennis).
Lassen Sie uns erst das Flöte spielen, anschauen. Der Lehrer zeigt dem Schüler zunächst, wie man die Flöte hält, wie man hineinbläst, wie man die Lippen formen muss, um einen Klang zu erzeugen. Anschliessend macht der Schüler all das nach. Wir könnten sagen, dass der Lehrer dem Schüler als Modell dient und dieser das Verhalten des Lehrers kopiert. Hierbei ist viel Wiederholung im Spiel. Durch diese sich wiederholenden Bewegungen gewöhnt sich der Körper (Finger, Hände, Lippen) nach und nach an diese neuartige Aktivität und irgendwann erzeugt der Schüler einen guten Klang.
Nehmen wir jetzt mal Tennis. Hier gilt das gleiche Prinzip – der Trainer demonstriert die richtige Art und Weise, den Schläger zu halten, den Ball zu schlagen und der Schüler kopiert die Bewegungen des Trainers. Erneut Wiederholungen – und eine Menge davon. Zu Beginn sind die Bewegungen des Schülers natürlich etwas ungeschickt. Doch mit Zeit, Übung und guter Motivation werden sich Muskeln und Gehirn an diese Aktivität anpassen und der Schüler in der Lage sein, den Ball richtig zu schlagen.
Das Lernen einer Fremdsprache ist nicht viel anders! Sie beobachten aufmerksam, wie Muttersprachler oder Ihr Lehrer einen Laut oder ein Wort aussprechen und machen es ihm nach. Sie formen Ihre Lippen auf gleiche Weise wie der Muttersprachler und geben Ihr Bestes, um den gleichen Laut wie sie/er wiederzugeben. Das ist alles!
Denken Sie darüber nach – Kleinkinder lesen keine Beschreibungen zu Bewegungen von Sprechorganen, sie sehen sich keine animierten Teile des Kopfes an. Und trotzdem schaffen sie es irgendwie, all diese Laute von sich zu geben. In vielerlei Hinsicht befinden Sie sich in einer besseren Position als kleine Kinder. Ihr Nervensystem ist entwickelt; Sie wissen, was Sie tun; Sie können sich besser konzentrieren und Sie können Lautschrift bei unüblichen oder unbekannten Lauten einer neuen Sprache zur Hilfe nehmen etc.
Laute – das Grundmaterial jeder Sprache
Wenn Sie die Beschreibung der unten aufgeführten Übungen lesen, merken Sie sich bitte eine Regel. Nie sollte man neue Sprachmuster – ob Laute, Wörter oder Sätze – nur von Texten allein lernen. Stattdessen sollten Sie mithilfe von Video oder Audio gelernt werden. Warum? Nun ja, stellen Sie sich das Lernen einer Sprache wie das Lernen von Musik vor.
In der Musik ist Klang das primäre Material, das wir lernen. Seine visuelle Repräsentation (Notation) ist zweitrangig und sollte dementsprechend behandelt werden. Das Gleiche gilt für Sprachen. Die gesprochene Sprache kam lange vor der geschriebenen Sprache auf und diese Rangordnung sollte unbedingt berücksichtigt werden, wenn man eine Sprache lernt.
Wenn Sie die englische Sprache ein klein wenig beherrschen, lassen Sie uns ein kleines Experiment machen. Sprechen Sie den folgenden Satz bitte laut aus: "I say". Jetzt sehen Sie sich diese drei kleinen Ausschnitte aus der britischen Fernsehserie "Jeeves and Wooster" an:
Vergleichen Sie nun, wie SIE diesen Satz gesagt haben und wie Hugh Laurie ihn gesagt hat. Ich wette, dass Ihre Betonung nicht wie seine war! In diesem speziellen Beispiel hat derselbe Satz drei unterschiedliche Bedeutungen:
- "I say"-1 = "Wow! Das ist fantastisch!"
- "I say"-2 = "Entschuldigen Sie!"
- "I say"-3 = "Ach, kommen Sie! Das meinen Sie nicht so!"
Stellen Sie sich vor, Sie lernen die englische Sprache aus einem Lehrbuch. Sie hätten diese Betonungen niemals richtig erraten oder gelernt. Selbstverständlich können Sie Audioaufnahmen zum Lernen von Betonungen benutzen, jedoch würde uns dabei immer noch ein Teil des Ganzen fehlen. Mit Audioaufnahmen hören Sie, wie Muttersprachler Wörter und Sätze aussprechen. Mit Videos können Sie außerdem sehen, in welchen Situationen ein Wort oder Satz verwendet werden kann und wie Muttersprachler ihn aussprechen, einschließlich ihrem nonverbalen Verhalten. Daher sind Videos das beste Material zum Lernen einer Sprache. Jegliche sprachliche Information behält seine ursprüngliche Form. Von einer Tonaufnahme oder einem Text würden Sie niemals so viel Information erhalten. Das ist schlicht nicht möglich!
Versuchen Sie deshalb immer Videos, oder zumindest Audios, zu verwenden, wenn Sie etwas Neues in einer Sprache lernen. Dieser Ansatz wird Ihnen im Laufe Ihres Studiums sehr viel Zeit sparen, weil Sie die Sprache so lernen, wie sie von Muttersprachlern tatsächlich gesprochen wird, und nicht so, wie Sie glauben, dass sie gesprochen wird, wenn Sie einen fremdsprachigen Text lesen. Auf diese Weise werden Sie in Zukunft nichts erneut lernen müssen, was Sie in der Vergangenheit einmal falsch gelernt haben.
Ausspracheübungen
Ich habe eine Liste mit Übungen erstellt, die Sie während dem Schauen des Videomaterials machen können. Sie müssen nicht ALLE Übungen machen. Ich schlage vor, Sie wählen die aus, die Sie am schnellsten voranbringen. Der beste Satz an Übungen wird für jeden Lernenden unterschiedlich sein.
Die unten beschriebenen Übungen sind angepasste Auszüge aus meinem Buch über das Sprachenlernen "Schnell eine Fremdsprache lernen: Von Englisch zu Japanisch" (auf Russisch veröffentlicht). Die Übungen können in drei Kategorien unterteilt werden und enthalten jeweils drei Übungen pro Kategorie. Die wichtigsten Übungen sind fett markiert.
- Übungen zum passiven Lernen
- 1-A. Passives Ansehen von Video
- 1-B. Passives Mitlesen von Lautschrift
- 1-C. Passives Mitlesen von fremdsprachigen Texten
- Übungen zum aktiven Lernen
- 2-A. Aktives Ansehen von Video
- 2-B. Aktives Mitlesen von Lautschrift
- 2-C. Aktives Mitlesen von fremdsprachigen Texten
- Festigende Übungen
- 3-A. Eigenständiges Sprechen
- 3-B. Eigenständiges Lesen von Lautschrift
- 3-C. Eigenständiges Lesen von fremdsprachigen Texten
1. Übungen zum passiven Lernen
Die folgenden drei Übungen aktivieren passives Lernen. Das bedeutet, dass Sie nicht aktiv wiederholen, was der Muttersprachler sagt, weder auf externe (laut ausgesprochen), noch auf interne Weise (minimale Muskelbewegungen Ihrer Sprechorgane). Diese Übungen eigenen sich, wenn Sie keine Erfahrung im Lernen von Sprachen haben oder wenn ein bestimmtes Wort oder ein Satz zu schwierig ist oder Ihr momentanes Level übersteigt.
1-A. Passives Ansehen von Video
Aufgabe: Schauen Sie sich das Video ohne Untertitel an.
Wenn Sie die unten beschriebenen Übungen zum aktiven Lernen gemacht haben, können Sie diese Übung allein mit dem Audio durchführen – dies wird passives Zuhören genannt. In diesem Fall können Sie üben, während Sie alltägliche Aktivitäten ausführen, die nicht viel Aufmerksamkeit erfordern. Eventuell benötigen Sie dazu eine Software, die Audio aus Videodateien extrahieren kann.
1-B. Passives Mitlesen von Lautschrift
Aufgabe: Hören Sie sich die Video-Tonspur an und untersuchen Sie gleichzeitig die Lautschrift mit den Augen.
Diese Übung hilft Ihnen, unbekannte Laute der Sprache, die Sie lernen, ausfindig zu machen. So wird es Ihnen leichter fallen, diese Laute bei den Übungen des aktiven Lernens nachzuahmen.
1-C. Passives Mitlesen von fremdsprachigem Text
Aufgabe: Hören Sie sich die Video-Tonspur an und untersuchen Sie gleichzeitig den fremdsprachigen Text mit den Augen.
Mit dieser Übung werden Sie anfangen zu lernen, wie man in einer Fremdsprache liest.
2. Übungen zum aktiven Lernen
Sollten Sie bereits Erfahrung im Lernen von Sprachen haben und wissen, wie Sie Ihren Hochleistungszustand erreichen, dann können sie das passive Lernen überspringen und mit den folgenden Übungen beginnen.
2-A. Aktives Ansehen von Video
Aufgabe: Schauen Sie sich das Video ohne Untertitel an und ahmen Sie gleichzeitig den Muttersprachler nach
Zusammen mit der Übung 2-C ist diese Übung von größter Bedeutung. Es gibt mehrere Möglichkeiten, diese Übung durchzuführen. Als Anfänger können Sie den Muttersprachler nachahmen, indem Sie das Video nach jedem Wort oder jedem kurzen Satz stoppen und wiederholen, was Sie gerade gehört haben.
Alternativ können Sie mit dem Nachahmen des Muttersprachlers beginnen, sobald dieser anfängt zu sprechen. Das bedeutet, dass zwischen Ihrer Stimme und der Stimme des Muttersprachlers eine Verzögerung (ein bisschen weniger als eine Sekunde) entsteht. Ich empfehle Ihnen laut vor sich hin zu sprechen. Sie können auch leise sprechen, so dass die Stimmbänder nicht schwingen. Ihre Sprechorgane sollten sich aber dennoch so bewegen, als würden Sie laut sprechen.
Der entscheidende Punkt hierbei ist, dass Sie nicht bereits im Voraus wissen sollten, welches Wort ausgesprochen wird, wenn Sie beginnen, dem Muttersprachler zuzuhören. Alles, was Sie aussprechen, sollte eine exakte Wiedergabe dessen sein, was Sie gerade gehört haben.
Auch professionelle Synchronsprecher wenden diese Technik manchmal an.
Sehen Sie sich eine Demonstration von Mike Rowe an.
2-B. Aktives Mitlesen von Lautschrift
Aufgabe: Hören Sie sich die Video-Tonspur an, wobei Sie gleichzeitig die Lautschrift mit den Augen untersuchen und den Muttersprachler nachahmen.
Diese Übung kann Personen mit einem weniger ausgeprägten Gehör helfen. Manche Menschen sind in der Lage, gehörte Laute ganz leicht wiederzugeben, entweder von Natur aus oder durch Training (z.B. Musiker). Sollte das auf Sie zutreffen, können Sie diese Übung überspringen – insbesondere wenn die phonetische Struktur der Sprache, die Sie lernen, Ihrer Muttersprache sehr ähnelt.
2-C. Aktives Mitlesen von fremdsprachigem Text
Aufgabe: Hören Sie sich die Video-Tonspur an, wobei Sie gleichzeitig den fremdsprachigen Text mitlesen und den Muttersprachler nachahmen.
Diese Übung ist sehr wichtig. Sie wird Ihnen beim Lernen des Lesens in einer Fremdsprache helfen. Hier gilt das gleiche Prinzip wie in Übung 2-A beschrieben – Sie sollten warten, bis der Muttersprachler das Wort ausgeprochen hat, bevor Sie es selbst lesen! Wenn Sie das Wort lesen, geben Sie nur genau das wieder, was Sie gerade gehört haben. Auch hier können Sie die Wörter entweder während der Pause aussprechen oder gleichzeitig, mit kleiner Verzögerung, mit dem Muttersprachler lesen.
3. Festigende Übungen
Die Übungen aus der vorherigen Kategorie werden aktives Lernen genannt. Jedoch benötigt Ihr Gehirn noch einen weiteren Schritt. Dieser Schritt ermöglicht es Ihnen zu verknüpfen, was Sie durch Nachahmen des Muttersprachlers gelernt haben. Sie sollen beginnen von selbst zu sprechen und zu lesen.
3-A. Eigenständiges Sprechen
Wenn Sie die Übungen aus den vorherigen Kategorien regelmäßig machen, werden Sie irgendwann etwas bemerken. Sie werden sich plötzlich beim Aussprechen der gelernten Wörter oder Sätze ertappen – und zwar bei ganz anderen Aktivitäten in Ihrem Alltag.
Das Gleiche passiert, wenn Sie lernen Tennis zu spielen. Nach einer Weile fängt Ihr Körper an, die in Ihren Unterrichtsstunden gelernten Muster nachzumachen. Das ist ein gutes Zeichen für Ihren Fortschritt.
Sie können dies auch ganz bewusst machen. Erinnern Sie sich an die gelernten Wörter oder Sätze, sprechen Sie diese laut aus und imitieren Sie dabei den Muttersprachler. Tun Sie dies so genau, wie es Ihre Erinnerung zulässt.
Wenn Sie die Bedeutung der gelernten Wörter oder Sätze kennen, können Sie Folgendes tun: Stellen Sie sich eine Situation vor, in der die Verwendung dieses Wortes angemessen wäre und üben Sie es in dieser imaginären Situation zu sagen. Sie können dies auch mit Ihrem Partner oder Lehrer machen. Diese Übung ist genauso wichtig wie 2-A und 2-C.
3-B. Eigenständiges Lesen von Lautschrift
Bei dieser Übung lesen Sie die Lautschrift der zuvor gelernten Wörter laut vor. Drucken Sie die Lautschrift aus oder laden Sie sie auf Ihr Mobilgerät, um zu üben, auch wenn sich gerade kein Computer in Ihrer Reichweite befindet. Tun Sie wieder Ihr Bestes, um den Muttersprachler so exakt wie möglich nachzuahmen. Dies hilft Ihnen dabei, die Laute der Fremdsprache in Ihrem Langzeitgedächtnis abzuspeichern.
3-C. Eigenständiges Lesen von fremdsprachigen Texten
Diese Übung ist ebenfalls sehr wichtig. Sie werden den fremdsprachigen Text selbst lesen, um so Ihre Lesefähigkeiten, die Sie mit Übung 2-C zu entwickeln begonnen haben, zu vertiefen.
Pronunciation Player – Software zum Sprachenlernen
Nachdem Sie nun alle Übungen gelesen haben, möchten Sie sicherlich gleich loslegen. Um Ihnen beim Lernen der Aussprache zu helfen, haben wir eine spezielle Software, den Pronunciation Player, entwickelt. Sie hat folgende, einzigartige Fähigkeiten:
- Playback in Zeitlupe, mit langgezogenem, natürlich klingendem Audio,
- Anzeige von verschiedenen Arten von Untertiteln, inklusive Schreibweise und Lautschrift von Wörtern, mit der Möglichkeit alle Untertitel einzeln an und auszuschalten,
- Option die Pausenlänge vor und nach jedem Videoclip einzustellen,
- Option jeden Videoclip so oft wie gewünscht zu wiederholen.
Zudem haben wir einen Aussprachekurs für die populärsten Sprachen aufgenommen. Alle Kurse wurden so erstellt, dass sie die folgenden Kriterien für perfekte Videos zum Sprachenlernen erfüllen:
- hohe Ton- und Bildqualität,
- langsames Sprechtempo für Anfänger,
- deutliche Aussprache,
- Fokus auf die am häufigsten benutzen Wörter.
Was ist mit den Bedeutungen der Wörter?
Sie haben vielleicht bemerkt, dass keine der oben aufgelisteten Übungen verlangt, dass Sie die Bedeutungen der Wörter lernen. Wie kommt das? Heißt das, dass Sie fremdsprachige Wörter lernen, ohne deren Bedeutung zu kennen? Nun, ja! Das ist der Trick. Erinnern Sie sich, dass ich das Lernen von Sprachen mit dem Lernen eines Musikinstruments oder einer Sportart verglichen habe? Diese Ausspracheübungen haben Gemeinsamkeiten mit diesen Aktivitäten.
Im Sport sind das etwa das Dehnen oder allgemeines Konditionstraining. Während eines Tennismatches, liegen Sie nicht auf dem Boden und dehnen Ihre Oberschenkelmuskeln. Dennoch sind diese Übungen äußerst wichtig, wenn Sie Erfolg haben wollen. Sie sind Teil des Trainingsprogramms jedes professionellen Athleten.
In der Musik wären diese Ausspracheübungen so etwas wie das Lernen von Tonleitern oder das Spielen des Mundstücks bei Blasinstrumente. Kein Mitglied einer Band oder eines Orchesters wird bei einem tatsächliche Konzert jemals nur das Mundstück spielen. Trotzdem sind Übungen mit dem Mundstück für Anfänger essentiell und sogar Berufsmusiker wenden sie manchmal an.
Das Gleiche gilt eben auch für Ausspracheübungen. Ja, sie scheinen zunächst langweilig zu sein. Sie mögen auch etwas merkwürdig erscheinen – wir lernen eine Sprache, aber es findet überhaupt keine Kommunikation statt! Doch glauben Sie mir, diese vermeintliche Langeweile wird sich später auszahlen! Ich schlage vor, dass Sie die Bedeutung von Wörtern erst einmal vergessen. Sparen Sie sich die Zeit und Energie. Die beste Methode die Bedeutung von Wörtern zu lernen, ist durch Beobachten echter Kommunikationssituationen unter Muttersprachlern. Doch das wird erst der nächste Schritt auf Ihrer Lernreise zu einer neuen Sprache sein...
Übersetzung ins Deutsche von Alexandra Berg und Jacqueline Bürgi
© Timur Baytukalov, 2014-2024